Schlechte Betriebswirtschaft
Es ist ja immer toll wenn man einen Gewinn macht.
Aber wenn eine Firma regelmäßig riesige Gewinne einfährt, dann bin ich der Meinung, dass die Betriebswirtschaft dieser Firma schlecht durchgeführt wird.
Es ist klar, dass eine Firma für verschiedene Unvorhersehbarkeiten Rücklagen bilden sollte. Das ist für mich aber nicht mit Gewinn gleichzusetzen.
Wenn dann aber eine Firma über Jahre Milliarden von Dollar als Gewinn ausweist, dann heißt das für mich nur eins: dieses Geld wird entweder den Mitarbeitern vorenthalten, also die Mitarbeiter mit unangemessenen Löhnen abgespeist/nicht ihrer Leistung entsprechend bezahlt, oder aber die Preise der Produkte sind hoffnungslos überzogen und dem Kunden wird ein zu hoher Preis abverlangt.
Man kann jetzt argumentieren: die Angestellten können doch kündigen, oder die Kunden können doch ein anderes Produkt kaufen.
Beide Argumente sind nicht wertig.
Die Angestellten, die eine unterbezahlte Arbeit annehmen, haben eben keine Wahl. Oder doch die eine: entweder keine Arbeit haben und von den Almosen anderer abhängig sein oder eben eine unterbezahlte Arbeit und dadurch etwas besser da stehen als ohne Arbeit. Glücklich mit der Arbeit werden sie nicht sein und die Treue/Loyalität zur Firma wird auch gering sein.
Der Kunde, dem zuviel für das Produkt abgenommen wird, hat offensichtlich keine andere Wahl, da er sonst ein anderes Produkt wählen würde. Sei es, weil das Produkt für den Kunden eine bestimmte Funktion erfüllt, die kein anderes Produkt erfüllen kann, oder weil das Marktsegment von einem Hersteller bestimmt wird. Der Kunde wird also mit den Zähnen knirschen und zahlen, aber bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit einen neuen Lieferanten bemühen oder vielleicht sogar eine eigene Alternative entwickeln.
Für mich ist eine Firma, die dauerhaft große Gewinne macht, nicht wirklich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Leider ist die grundsätzliche Einstellung unserer Gesellschaft eine andere. Leute, die ein großes Vermögen haben, werden als Idol angesehen. „Der hat es zu etwas gebracht.“. Es wird in den Medien nicht darauf eingegangen, wie die Leute zu ihrem Geld gekommen sind. Es wird nicht kritisch darauf eingegangen, was die Leute mit ihrem Reichtum anfangen.
Jede Milliarde (Dollar), die auf irgenwelchen Konten herum liegt, entspricht ungefähr der kumulierten Lebensarbeitsleistung von 1000 Leuten. Mit einer Milliarde Dollar, die auf einem Konto abgelegt wird ohne dass damit perspektivisch eine Ausgabe bestritten werden soll, ist totes Geld. Damit wird 1000 Leuten dauerhaft ein Arbeitsplatz entzogen, da das Geld, um die Leute zu bezahlen, dem Kreislauf entzogen wurde.
Da wäre es doch viel besser, wenn die Gemeinschaft es honorieren würde, wenn eine Firma einen unheimlich großen Umsatz macht, aber nur sehr wenig Gewinn. Denn das bedeutet doch, dass die Firma gut wirtschaftet hat in dem Sinne, dass sie genau weiß wieviel sie für ihre Produkte von ihren Kunden verlangen darf, wieviel sie ihren Mitarbeitern und Zulieferern zahlen muss und wieviel Ausgaben für die Weiterentwicklung der Firma erforderlich sind.
Der Gedanke gefällt mir.
21. November 2010 um 00:57Mein Schatz ist ein echter Sozi!
21. November 2010 um 10:19Deshalb liebe ich meinen Mann so!
Das Gefaellt mir Button Plugin waere bestimmt hilfreich. Oder habe ich es nicht gesehen?
21. November 2010 um 17:31Es ist vor allem der Gedanke verlorengegangen, daß Gewinn auch eine gewisse Verantwortung erzeugt, man also z.B. für seine Angestellten auch verantwortlich ist und sie nicht nur auszubeuten hat.
Wir haben uns in den letzten Jahren von Sozialer Marktwirtschaft hin zum Vulgärkapitalismus entwickelt.
Wir bräuchten mehr Leute wie den „Herrn Trigema“ (Herr Grupp (sp?)), der sich um Ausbildungsplätze für die Kinder seiner Mitarbeiter kümmert, und den „Herrn dm“ (Götz Werner), der auch ein Konzept für seine Arbeitsplätze hat und für den Weiterbildung und Kultur kein Fremdwort sind.
23. November 2010 um 09:09Auf einem Konto „abgelegtes“ Geld ist weder tot noch dem Kreislauf entzogen. Setzen, sechs!
3. Februar 2011 um 02:07@Ben: „Mit einer Milliarde Dollar, die auf einem Konto abgelegt wird ohne dass damit perspektivisch eine Ausgabe bestritten werden soll, ist totes Geld.“
4. Februar 2011 um 23:42Was ist an dem Satz falsch? Wenn das Geld keinem Zweck zugedacht ist, sondern wirklich nur auf dem Konto herum liegt (und womöglich Zinsen kumuliert, also auch wieder anderer Leute Arbeit aufsaugt) dann ist es tot.
Würde sich der Besitzer des Geldes dafür irgend einen teuren Klimbitsch kaufen, wäre das Geld ja wieder in Bewegung, egal wie sinnvoll diese Ausgabe für den außen stehenden Beobachter erscheint.
Geld liegt niemals tot auf einem Konto herum, höchstens als Bargeld in einer Matratze. http://de.wikipedia.org/wiki/Giralgeldschöpfung
Kauft sich der pöööse Geldbesitzer Aktien oder Anleihen ist es für den unbedarften Beobachter vielleicht besser zu durchschauen, weil es „direkter“ investiert ist, ohne Umweg über die Bank, deren Kreditvergabe und selbst Hochschulabsolventen weitgehend unbekannten Mechanismen wie der Giralgeldschöpfung.
Zinsen saugen gar nix, sondern sind notwendiger Funktionsbestandteil: http://de.wikipedia.org/wiki/Zins#Zinstheorien
Wohlstand wird gerade durch Sparen und Investieren geschaffen, nicht durch (ggf. erzwungene) Erhöhung der Geldumlaufgeschwindigkeit (z.B. durch Tauschen in „Klimbitsch“) und/oder der Geldmenge.
Davon abgesehen ist es eine gefährliche Einstellung, jemandem vorschreiben zu wollen, wann und inwiefern er seine Güter (inkl. Geld) in jeweils andere „umtauschen“ soll. Die Entscheidung muss jedem freigestellt sein, ansonsten: Willkommen im Kommunismus?!
6. Februar 2011 um 02:08Passend zum Thema gab es diesen guten Artikel:
19. April 2011 um 22:10http://andrewhammel.typepad.com/german_joys/2011/04/education-by-debt-bondage.html