Arbeitgeber — Arbeitnehmer
Samstag, 11. September 2010Eine Äußerung eines Freundes schwirrt mir schon eine Weile durch den Kopf.
Ich versuche mal, das Gesagte zu einem sinnvollen Beitrag zusammen zu fassen.
Hintergrund der Äußerung war die in letzter Zeit häufig zu beobachtende Praxis mancher „Manager“ „die Konsequenzen zu tragen“. Das sah dann so aus, dass Derjenige, der den „Karren in den Dreck“ gefahren hat, ankündigte seine Stelle zu räumen. Natürlich mit einer entsprechenden Abfindung.
Allein schon das Verständnis von Konsequenzen zu tragen. Das normale Verständnis ist ja hoffentlich immer noch, dass man bei einem gemachten Fehler alles daran setzt, die Folgen des Fehlers selbst zu beseitigen. Und nicht sich hinzustellen: „Oh, das sieht aber schlimm aus! Ich geh dann mal!“.
Weiter ist es mir nicht begreiflich zu machen, dass diese Leute, die sich da „verpissen“ auch noch von ihren alten Kollegen einen „Koffer mit Geld“ in die Hand bekommen. Eher sollte man die Leute in Regress nehmen und das Gehalt der letzten Verantwortungsperiode zurück fordern, wenn sie nicht bereit sind, die Folgen ihres Handelns wieder zu beseitigen.
Weiter gab es im letzten Jahr immer mal wieder Gerichtsurteile zu bewundern, wo z.B. Angestellte von Ladenketten gekündigt wurden, weil sie angeblich Pfandbons im Wert von unter 2 EUR eingelöst haben, die ein Kunde verloren hat. Gern genommene Begründung bei diesen Fällen ist das „irreparabel gestörte Vertrauensverhältnis“.
Kein Zweifel, ein Arbeitgeber muss seinen Angestellten vertrauen können, dass sie mit den zur Verfügung gestellten Mitteln und dem entgegen gebrachten Vertrauen verantwortungsvoll umgehen.
Aber als Arbeitnehmer ist man, vor allem bei großen Firmen, jedoch einem Arbeitgeber so ziemlich ausgeliefert. Dem Arbeitgeber entsteht dadurch, dass der Arbeitnehmer kündigt, ein geringer Schaden, weil er einen Anderen auf die Stelle anlernen muss. Eventuell ist der Schaden auch etwas größer, wenn der Arbeitnehmer ein Spezialist war, dessen Fachwissen nicht so einfach ersetzt werden kann.
Bei einem Spezialisten ist die Kündigung durch den Arbeitgeber meist nicht so tragisch, da ein Spezialist eher eine neue Anstellung findet, wenn seine Qualifikation nicht sehr speziell auf die alte Arbeitsstelle zugeschnitten war.
Bei einem einfachen Arbeiter ist die Sache anders. Wenn in großem Maße durch Einsparungen Arbeitnehmer gekündigt werden, hat das erhebliche Auswirkungen auf die Existenz des Betroffenen.
Wenn also die Firmenleitung ihre Aufgaben nicht richtig macht, und es der Firma daraufhin schlecht geht, wird Derjenige, der das verantwortet hat mit einem „Koffer voll Geld“ aus der Firma komplimentiert.
Derjenige, der im Vertrauen auf die Firmenleitung seine Aufgabe z.B. in der Produktion gewissenhaft durchgeführt hat, wird ohne eigenes Fehlverhalten seiner Arbeitsstelle enthoben, wenn es dumm läuft noch ohne Entschädigung.
Weshalb wird also die Arbeitgeberseite bevorzugt, wenn es um das „gegenseitige Vertrauensverhältnis“ geht? Für den Arbeitgeber ist es meist „nur“ ein finanzieller Verlust.
Für den Arbeitnehmer geht es jedoch um seine Existenz. Und er hat keine Möglichkeit, bei einem Fehlverhalten seines Vorgesetzten, das ihn den Arbeitsplatz kosten kann, diesen Vorgesetzten zu kündigen.