Reiche Leute
Das folgende Thema ist in den letzten Wochen gereift.
Angefangen hat es damit, dass wir uns ein Haus kaufen wollten. Im Zuge dessen haben wir uns natürlich auch informiert, ob sich das steuerlich geltend machen lässt.
Für selbst genutztes Wohneigentum gibt es keine steuerliche Vergünstigungen. Lediglich Handwerkerrechnungen können anteilig 20% bis zu 6000 EUR im Jahr geltend gemacht werden (Steuerabzug 1200 EUR).
Wenn dagegen Wohneigentum nicht selbst genutzt wird und die Finanzierung über einen Kredit läuft, dann können die Kreditzinsen wie auch die Abschreibung des Objekts steuerlich geltend gemacht werden.
Das ist eine Sache die mir nicht verständlich ist. Warum bitte werden hier Steuergelder der Bank geschenkt? Denn faktisch ist es ja nichts anderes. Für den Besitzer ist das natürlich toll, er hat eine geringere Belastung. Für die Bank genauso, schließlich bekommt die ja auch ihr Geld. Der Staat geht dabei aber leer aus… Dabei würde dringend Geld gebraucht um von staatlicher Seite den (sozialen) Wohnungsbau zu fördern. Denn seien wir doch ehrlich: wer sich eine Wohnung kauft um sie zu vermieten, damit er Steuern sparen kann… der hat genug Geld und braucht keine staatliche Förderung.
Ein anderes Thema sind die so genannten „Super-Reichen“.
Geld ist ein Tauschmittel. Ein bestimmter Betrag Geld wird dabei mit einem bestimmten Beitrag an Arbeit gleich gesetzt. Soll heißen: Wer etwas arbeitet erhält dafür Geld.
Für eine einfache Rechnung nehmen wir einmal das Mindestgehalt von 7,50 EUR, dass in verschiedenen Branchen gezahlt wird. Wenn ich dass mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden multipliziere und dass für 4 Wochen pro Monat auf 12 Monate hochrechne, komme ich auf 7,5 * 40 * 4 * 12 = 14400 EUR im Jahr. Wenn man nun diesen Lohn auf eine Lebens-Arbeitszeit von 50 Jahren (16 – 66) aufaddiert, dann sind das 720000 EUR.
Ein einfacher Arbeiter kann also im Laufe seines Lebens aus normaler Erwerbsarbeit nicht einmal eine Million Euro erlangen. Und das ist noch der Bruttolohn, Netto ist das also noch deutlich weniger.
Selbst wenn ich das Gehalt eines Ingenieurs (ca. 25 EUR) nehme, komme ich bei gleicher Rechnung „nur“ auf 2,4 Millionen EUR (brutto). Dabei ist aber vernachlässigt, dass ein Ingenieur erst viel später ins Berufsleben einsteigt. Im positivsten Fall so mit 22. Und dann erhält er auch noch keine 25 EUR pro Stunde. Mit etwas Glück hat ein Ingenieur, bis er in Rente geht dann im Schnitt vielleicht die 25 EUR pro Stunde erhalten. Mit der reduzierten Lebensarbeitszeit sind also dann „nur“ 2,1 Millionen EUR (brutto) beisammen.
Es gibt ein altes Zitat: „Der Reiche ist entweder selbst ein Gauner oder der Erbe eines Gauners.“ (Hieronymus)
Um eine Million zu erarbeiten, müsste also ein Ingenieur ca. 21 Jahre arbeiten, ein einfacher Arbeiter müsste sogar ca. 70 Jahre arbeiten.
Das Vermögen mancher „Super-Reichen“ beträgt mehr als eine Milliarde EUR.
Eine Milliarde Euro entspricht 70000 Arbeitsjahren eines einfachen Arbeiters oder der Lebensarbeitsleistung von 1400 Arbeitern. Wenn der Arbeitslohn eines Arbeiters wohlmöglich noch unter dem Mindestlohn liegt, kommen sogar noch viel mehr zusammen.
Diese Menge Geld kann kein Mensch mit eigener Hände Arbeit je erwirtschaften. Das bedeutet, dass jemand die Arbeit geleistet hat und um die von ihm erwirtschaftete Leistung betrogen wurde, dass jemand anderes diese Leistung für sich beansprucht hat.
In einer Milliarde Euro ist die Arbeitskraft sehr vieler Leute gespeichert. Da dieses Geld aber auf irgend welchen Konten herumliegt, ist diese Arbeitskraft der Wirtschaft entzogen. Je mehr also das Vermögen der „Super-Reichen“ wächst, desto mehr Arbeitsleistung wird der Gemeinschaft entzogen.
Das Schlimmste daran ist, dass diese Leute auf dieses Geld nicht angewiesen sind. Wenn ein Milliardär mit 1 Milliarde EUR 99% seines Vermögens verlöre, hätte er immer noch 10 Millionen Euro, also mehr als das 4 fache eines Lebens-Arbeitslohns eines Ingenieurs oder fast das 14 fache eines einfachen Arbeiters.
Mit den 99% von 1 Milliarde könnten jedoch 1386 Arbeiter ihr Leben lang bezahlt werden.
Das Geld ist also offensichtlich vorhanden, um einer Menge Leute einen Lohn zu zahlen, von dem sie leben könnten. Zwar nicht in Luxus, aber mit einer (hoffentlich sinnvollen) Tätigkeit.
Es wäre also langsam an der Zeit, dass bei diesen „Super-Reichen“ ein Umdenken einsetzt. Nämlich dergestalt, dass sie ihr angehäuftes Geld nicht auf irgend welchen Konten „verrotten“ lassen, sondern Initiativen starten, die der Gemeinschaft nutzen und Leuten eine sinnvolle Beschäftigung geben.
Nach der Forbes-Liste der Milliardäre haben allein die 8 reichsten Deutschen mehr als 100 Milliarden (USD). Mit diesem Vermögen könnte man also 1400 * 100 = 140000 Leuten ein (Arbeits-)Leben lang den Lohn bezahlen. Dieses Geld wäre dann aber nicht weg, da die Leute davon ja wieder Sachen für ihr tägliches Leben kaufen und damit anderen Leuten einen Arbeitsplatz schaffen (oder sichern).
Die Gier einiger weniger, die es toll finden, eine große Zahl auf ihrem Bankkonto stehen zu haben, zerstört also viele hunderttausend Arbeitsplätze.
Vielleicht auch mal etwas, worüber man sich Gedanken machen sollte, wenn man wieder über eine hohe Zahl an Arbeitslosen klagt.
Ja, das ist reine und vor allem SINNLOSE Gier. Als letztens diese Steuersünderdateien/-CDs auftauchten, da erschienen „Fälle“ von Leuten, die für mich schon unglaubliche Summe hinterzogen hatten. Was die VERDIENT haben, um solche Beträge zu hinterziehen, kann ich mir nichtmal vorstellen.
Und wozu? Zu NIX. Denn in diesen Einkommensregionen MERKE ich ne halbe Million mehr oder weniger ja nichtmal. Am täglichen Leben und Auskommen ändert sich nix. Es ist nur die Geilheit, diese Zahl auf dem Konto zu sehen. Was man mit dem Geld sonst alles tun könnte (Welt retten) stellen die sich gar nicht vor. Ist denen wohl auch egal, die haben ja meist niemals einen Mangel kennengelernt. An nichts.
Hätte ich hingegen 100K für ne gescheite Wohnung, würde sich bei mir doch einiges verändern, von 1-2 Millionen ganz zu schweigen.
29. Juli 2010 um 12:58Es ist ja keine Unterscheidung zwische „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“, die bestimmt, ob jemand einen Goldenen Handschlag oder einen einfachen Rausschmiss erhält. Es ist die Unterscheidung zwischen Machthaber und Nichtmachthaber.
Der Spitzenmanager hat Kontakte und Zugang zu Wissen, und damit ist er auch als ehemaliger Geschäftsführer eine potentielle Gefahr für die Interessen des Eigentümers, also ist dieser daran interessiert, dass der Spitzenmanager nicht verärgert wird. Der einfache Angestellte hat beides nicht, folglich ist er dem Eigentümer normalerweise völlig egal, zumindest was Nützlichkeitserwägungen angeht.
Anders gesagt: Es lohnt sich nicht, keine Druckmittel in der Hand zu haben. Das war aber schon immer und überall so. Leider.
12. September 2010 um 12:06